Auf zum Caravan-Salon

04.09.2023

Wir (Hund & Herrchen) machen uns auf zum Caravansalon nach Düsseldorf. Mal schauen, ob es interessante Dinge gibt, die es zu entdecken gibt und das Zeug haben, unser Portfolio im MiniCamping-Bereich zu bereichern.

Donnerstag, 31. August

Nun geht's los. Die Eindrücke unserer Reise nach Luxemburg / Weiswampach zum Euro-Gespanntreffen noch ganz frisch, fahren wir heute Nachmittag Richtung Düsseldorf zum Caravansalon. Das ist fast schon Ritual. Nicht, dass wir uns für Caravans oder die (längst überteuerten) Reisemobile interessieren. Viel spannender sind Detaillösungen beim Campen in freier Wildbahn, Sammeln von Ideen, sich Inspirationen einfangen und dergleichen. Also mehr die kleinen Nischenanbieter mit ziemlich pfiffigen Lösungen sind von Interesse.

Aber zunächst plane ich max. vier Stunden Fahren ein, damit wir am frühen Abend genügend Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang finden und natürlich eine gute Übernachtungs-Parkmöglichkeit.

Sieht man ihn?
Sieht man ihn?

Diese sollte auch flott gefunden sein. Irgendwo zwischen Kastellaun und Bingen in Rheinland-Pfalz werden wir fündig und stellen uns diskret an den Waldrand. Natürlich gibt es einen einstündigen Spaziergang ohne Regenschirm. Aber der Nieselregen setzt ein und wir kommen später dennoch halbwegs trocken wieder zurück dank des schützenden Blattwerks im Wald. Einzig größere Lücken sorgen für Nässe von oben, denn wir sind umgeben von mehreren Windkrafträdern. In der Ferne habe ich viele weitere dieser lauten Schnitzelwerke gesehen.

Die Lautstärke eines Windrads im aktiven Betrieb (und es waren einige wegen des schlechten Wetters am Rotieren), ist enorm. Was die Tierwelt da ertragen muss, ist meiner Meinung nach alles andere als tierfreundlich. Ich stehe etwa 300 Meter von so einem Teil entfernt. Eine Anlage brummt permanent wie ein Motorflieger oder ein großes Trafohaus, während die Rotorblätter rhythmische überdimensionierte Zischgeräusche verursachen. Die Nacht werde ich wohl schlafen können, aber wenn das die Zukunft Deutschlands in der Sicherung der Energiefrage sein soll, dann wage ich die nicht unrealistische These: so wird das nix! Abgesehen von dem enormen Lärm, die dann eine Vielzahl solcher Anlagen erzeugen werden, die ja auch bis nah an Wohngebiete gebaut werden sollen. Und die Landschaft wird zusehens potthässlich. Die Städter haben da nichts zu befürchten, weil die lauten Windmühlen ja dort nicht installiert werden. Preisfrage: warum träumen wohl gerade Stadtmenschen von der alternativen Energiegewinnung?
Der Hammer sind schon Warnschilder vor Rotorblättern und "Eisflug" im Winter. Es wird immer verrückter (in Deutschland).


Freitag - Messetag

Es soll sich richtig einpieseln. Es regnet die Nacht und am Morgen. Nach dem Losfahren regnet es etwa zwei Stunden so heftig, dass ich auf der Autobahn nur 40 Km/h rollen konnte.

Gegen 13 Uhr hört der Regen auf. Wir, Hundi & ich, sind längst auf der Messe, die an diesem Freitag sehr erträgliche Besucherzahlen hat. Kein Gedränge, gute Gespräche, viel Informationen für Kühlaggregate, Mini-Elektronik und besonders leichte faltbare Campingstühle, die man auch gut mit Motorrad & auf Fahrradtouren mitnehmen kann.

Parken konnten wir prima am Rheinufer. Insgesamt sind wir heute 15 Kilometer gelaufen und sind richtig erledigt. Aber am frühen Abend gibt es nach so viel Regen einen schönen Sonne-Wolken-Mix, gutes Futter für den Hund und einen kleinen Einkauf im Supermarkt, damit wir Frisches für zwei weitere Tage haben.

Wir fahren in der Nähe von Bedburg in ein kleines Dorf und haben dort einen sehr ruhigen Parkplatz mitten im Dorf gefunden, wo wir eine sehr ruhige Nacht verbringen.


Samstag

Ehrensache, dass wir den Ort erkunden und die Mühle in der Nähe, die wir sogar besichtigen können. Weil die denkmalgeschütze Mühle nämlich jeden ersten Samstag im Monat geöffnet hat. Ich treffe drei heimische Männer an, die ehrenamtlich Arbeiten verrichteten. Es wird ein sehr interessantes Gespräch und eine geführte Besichtigungstour gab es noch dazu. Und mit einem Züchter von Labradoren aus der Arbeitslinie (das sind die schlanken(!) schönen Tiere), der dabei war, wird auch noch gefachsimpelt.

Dann ist auch schon wieder früher Nachmittag und es sind immer noch etwa 450 Kilometer bis nach Hause. So suche ich mir von der Entfernung her einen nächsten Punkt Richtung heimwärts. Es wird die Gegend um die "Rupp'scher Mühle", so heißt die. Gute 200 Kilometer zu fahren und pünktlich "zur Kaffeezeit" genau das Richtige.

Mühlenbesichtigung
Mühlenbesichtigung

Die "Rupp'scher Mühle" wird bewohnt und ist nix für neugierige Interessierte wie mich. Also geht es zwei Dörfer weiter und ich parke am Wald bei einer echten Ranch mit vielen Pferden. Da keine Lokalität in der Walachei ist, wird kurzerhand ein guter Kaffe bereitet, Kuchen, Wasser und ein Stück getrocknete Rinderkopfhaut geschnappt (ja, ja, die Hunde ...) und einen kleinen Kilometer in den Wald getapert. Wir finden eine komfortable Sitzbank und haben alles für eine gute Kaffeepause dabei mit einem herrlichen Blick auf die Koppel und das Tal.

So gestärkt, machen wir uns auf den Weg Richtung Kalmit, einem schönen Hügel auf 600 Meter Höhe im Pfälzerwald. Schlappe 120 Kilometer weiter heimwärts. Im Kopf hatte ich eh, dort den Samstag Abend und den Sonntag zu verbringen, die wunderbare Ruhe & Schönheit zu genießen. Gedacht, getan.

Wanderparkplatz & Abendbrot
Wanderparkplatz & Abendbrot

Auf dem Waldparkplatz stehen verhältnismäßig viele "Freisteher". Aber so weit ok. Der Parkplatz ist wirklich groß und die Leute, die dies nutzen, sind alle ruhige Naturburschen und -mädels wie unsereins. Ich war ja dieses Jahr schon zwei Mal dort.
Es gibt ein leckeres Abendbrot für Hund & Herrchen und gekühltes Bier für Herrchen (wie schön, so eine sparsame und effiziente Kompressorkühlbox zu haben) und einen idyllischen Spaziergang durch die zauberhafte Abend- und Nachtstimmung. Es ist Entspannung pur, wenn man so urige Vogelstimmen hört, die einem nach Einbruch der Dunkelheit Gottlob nicht verborgen bleiben.

In relativer Nähe zu mir parken zwei Wohnmobilsten und ein Golf Cabrio. Da hocken also drei Pärchen am Tisch zusammen, die sich dort wohl verabredet hatten. Man ißt, erzählt, lacht. Es wird eine Flasche Wein nach der anderen geöffnet. Leider wurde der Geräuschpegel auch immer mehr. Zum Schluss, weit nach Mitternacht, sitzt noch ein Paar, singt um die Wette, lacht und albert rum.

Es sei ihnen gegönnt, trotz der rücksichtslosen Lautstärke die sie über Stunden erzeugt haben. Kurzzeitig überlege ich, die anzusprechen und um etwas Rücksichtnahme zu bitten, ließ es dann aber bleiben. Was wäre es auch für eine komische Situation gewesen: da "parken" einige Fahrzeuge über Nacht und einige alkoholisierte Parker von denen, alle im besten Mittelalter, nehmen keine Rücksicht auf die anderen. Auf eine Diskussion wollte ich mich nicht einlassen. Tja.


Sonntag

Dennoch gut geschlafen, geht es nach Frühstück & Katzenwäsche auf eine 14 Kilometer-Wanderung zum Hambacher Schloss, wo wir picknicken. (Man, was merke ich meine Hüften.) Freitag 15, Sonntag 14 Kilometer gehen. Aber es hat sooo gut getan. 

Am späten Vormittag füllen sich die Wege rund um irgendwelche Hütten mit vielen Familien mit Kindern und älteren Leuten. Auf der Langstrecke treffe ich fast niemanden an. Später, zurück am MiniCamper, gibt es Wasser, Kaffee, Kekse und das Studieren einiger weniger Prospekte vom Caravansalon. Natürlich mit Beine hochlegen und so. Nestor rollt sich ins hohe Gras und schlummert weg.


Fazit

Ein schönes langes Wochenende und keine reine Hin- und Rückfahrt. Mein Hund & ich sind zwar irgendwie geschafft, aber mit einem wohligen Gefühl. Jetzt liegen noch 185 Kilometer vor uns und gegen 18:30 kommen wir wieder zu Hause an. Eine schöne Erlebnisreise mit einigen unterschiedlichen Highlights. Die Mühlenbesichtigung und das Wandern im Pfälzer Wald sind ganz klar die Höhepunkte.

Nur den Caravansalon fand ich dieses Jahr nicht so prickelnd. Waren die letzten Jahre noch MiniCamper und Nischenanbieter stark vertreten , fand ich dieses Jahr so gut wie nix in diesen Kategorien. Nur große Camper und unfassbar viele sogenannte Kastenwagen. Und die maßlos überteuert. Preise bis nahe 40 % (!) höher als noch vor drei Jahren. Nimmer!
Abgesehen davon ist ausgerechnet diese Fahrzeugkategorie in verschiedener Hinsicht überbewertet. Zum einen preislich: man (=Hersteller) sagt sich, die Käufergruppe ist kurz vor dem Rentenalter, will aber keinen Alkoven (keine Kinder mehr) oder noch größere Camper (viel zu unhandlich). (Solche Aussagen von Herstellern finden sich sogar im Internet!)  Aber kleine Camper wie der klassischen Bulli, sind zu klein (keine Dusche ...). So hat man unter anderem die Corona-Krise mehr oder weniger geschickt genutzt und reichlich Preisaufschläge gebracht.
Zum anderen räumlich: Es gab keinen (!) Anbieter, der eine geschickte Raumaufteilung einen Kasten-Campers im Angebot hatte. Keinen! Wer sich mal die Mühe macht und die Kisten besichtigt, bekommt auch ohne Klaustrophobie echte Beklemmungen. Weil ja zB. die Dusche unbedingt installiert sein muss und eine riesenfette Küche.
Abgesehen davon: diese Kategorie kommt für mich / uns nicht nur deshalb nicht in Frage. 
Warum ich diesen Punkt so ausführlich anspreche? Weil die "Preisentwicklung" schon in Richtung Abzocke geht. Was anderes kann einem dazu nicht mehr einfallen.
Ansonsten, so mein Messe-Fazit, ist die Marge eines MiniCampers, zB. auf Basis eines Berlingo oder Renault Kangoo längst nicht so groß wie die eines "Kasten-Campers". Das wird vermutlich ein nicht unwesentlicher Grund sein, warum die Marge-schwachen Kategorien rausgefallen sind.


Munter bleiben
Rumpelholz - Das bessere Tagebuch