Euro-Gespann-Treffen 2023

27.08.2023

oder die Reise mit Gespann & Hund zum 32. Euro-Gespann-Treffen, kurz: EGT. 

Dieses findet dieses Jahr vom 25. bis 27. August in Luxemburg statt. Genauer gesagt in Weiswampach. Ehrensache, dass wir als Greenhorn-Gespannfahrer dabei sind. Mein Hund & ich.


War ich letztes Jahr auch schon dabei, wenn auch nur einen Tag und eine Nacht, so sollen es dieses Jahr zwei volle Tage und vier Übernachtungen werden. Also zwei zusätzliche Tage für An- und Abreise. Und es ist Ehrensache, dass mein bester Freund mich begleitet; mein treuer Hund Nestor.

Abfahrbereit. Auf nach Luxemburg
Abfahrbereit. Auf nach Luxemburg

Wir kommen am Donnerstag pünktlich um 10:23 los. Die Fahrt rollt gut an und ich habe mir eine kurvige Bergtour auf die Navi-Äpp gezaubert. Hund & Herrchen sind guter Dinge, das Wetter angenehm warm, nicht schwül oder drückend. Laut Wetter-Äpp soll sich das auf der Tour noch ändern. Deshalb werfe ich häufiger einen Blick dadrauf und auf die Regenradar-Äpp (man, was es nicht alles gibt...!?) Denn wir haben autobahnfreie 370 Km vor uns. Davon passieren wir die Vogesen über die Berge (schwül, "Gewitterneigung möglich"), Lothringen ("schauerartiger Regen"), Mosel ("bewölkt mit sonnigen Abschnitten"), Luxemburg ("bewölkt"). Insgesamt also eher durchwachsene Aussichten.

Pause auf Passhöhe. Ziemlich schwül hier
Pause auf Passhöhe. Ziemlich schwül hier

Nun ja. Wir riskieren es doch. Zu groß ist unser Drang, dieses Abenteuer anzugehen. Als MiniCamper mit nahezu Allwetter-Erfahrungen können uns die bescheidenen Wetteraussichten kaum schrecken. Nur die Tatsache, dass wir eben unseren MiniCamper nicht dabeihaben, sondern ein Zelt. Na, das kann ja was werden ...
Ich habe bei meiner Planung den Campingplatz Waldfrieden bei Saarburg ausfindig gemacht. Der Name klingt fast schon kitschig, aber wenn der C-Platz am oder im Wald liegt, ist das genau das Richtige für uns, vor allem für Nestor. Das sind 288 Km, verteilt auf den ganzen Tag mit Pausen, sollte es klappen. Unseren ersten Stopp machen wir im ‎⁨Forêt Domaniale du Donon⁩, ⁨Grandfontaine,⁩ nach 95 Km auf der Passhöhe um 890 Meter. Wir haben schönste Landschaften auf Landstraßen ohne viel Verkehr und herrliche Waldluft. Kurios allerdings ist, dass es oben auf der Höhe drückende Temperaturen sind. Unten im Flachen war es weitaus angenehmer. Nach einer Brotzeit und Wasser für uns und natürlich dem Mittagsspaziergang juckeln wir weiter. Kurve reiht sich an Kurve und wir haben viel Spaß - auch Nestor mag die ordentliche Frischluftzufuhr und hat seine Nase immer im Wind. Dabei bleiben wir im Bummeltempo um die 60 bis max. 90 Km/h.

Ein trister Anblick, vielmehr Ausblick
Ein trister Anblick, vielmehr Ausblick

Die Vogesen sind fahrtechnisch und verkehrsmäßig ein Traum. In den Niederungen ist es weniger schwül und relativ wetterstabil. Nestor, mein bester Begleiter, hat erkennbar Vergnügen an der zugig gemütlichen Frischluftzufuhr.
Irgendwo im Grenzgebiet Lothringen / Moselle erwischt uns dann aber anständig Regen und wir schaffen es noch zu einer abgewrackten Bushaltestelle. Moped an die Seite und rein in das hässliche Betonkabuff. Dort harren wir über eine halbe Stunde aus, bevor wir die Weiterfahrt wagen. Diese geht durchwachsen weiter, aber ohne heftigen Regen, nur etwas Niesel ab und zu. Wir haben etwas Glück.
Irgendwann an der Saar in der Nähe von Mettlach machen wir unsere obligatorische Kaffeepause (Herrchen Kaffee, Hund Wasser). Aber Nestor kann im Grünen laufen und sich bewegen. Ich breite derweil Kaffeekocher & Co unter dem Blattwerk der Bäume aus, die einen Feldweg säumen, um Schutz vor dem nervigen Niesel zu haben. Hundi erwartet nebenbei Herrchens Aufmerksamkeit und Attacken mit Ball und Stock.

Aber bis nach Saarburg und zum Campingplatz ist es nicht mehr weit und bis vielleicht einen Km vor dem C-Platz sollte es dann ganz heftig regnen. Wir sitzen dies aus wie Politiker sowas machen und schaffen es halbwegs trocken die letzten Meter dorthin.
Wir nehmen dann den Zeltplatz unter sehr feuchten Bodenbedingungen in Beschlag und es sollte uns gelingen, eine trockene und gute Nacht zu verbringen.


Für die Nacht und gegen Regen gewappnet
Für die Nacht und gegen Regen gewappnet

Hat ganz passablen Schutz geboten. Alle Dinge sind nur von außen feucht geblieben Selbst Nestor hat ein trockenes Plätzchen gehabt. 


Nach dem Zusammenpacken unserer sieben Sachen und dem Zahlen (23,50 €) sind wir losgefahren, um wenige Minuten später zurückzukehren. Ich habe nämlich die schwarze Persenning (Abdeckplane für den Beiwagen, siehe Bild rechts) nicht mehr dabeigehabt. Die hatte ich doch glatt auf dem schwarzen Kotflügel unter den Helm abgelegt und beim Losfahren einfach nicht mehr gesehen. Ja, ja: schwarz auf schwarz ...

Gefunden habe ich sie selbst nach knapp zweistündiger Suche nicht mehr. Und einige C-Platz-Gäste halfen sogar bei der Suche mit und in der Rezeption hatte man auch Mitleid mit uns.
Es war wie verhext und ich bin mehr oder minder frustriert trotz Sonnenschein weitergezogen.

Mittags- u. Kaffeepause für alle. Die Hügel gehören zu Luxemburg
Mittags- u. Kaffeepause für alle. Die Hügel gehören zu Luxemburg

Wie sollte es auch anderes sein. Wir fahren zwischen grünen Wiesen durch die Pampa und ich rolle durch unfassbar viele Kuhfladen, frisch und glitschig. Nicht weiter schlimm. Nur, dass die ganze buchstäbliche Sche..e hoch und weit spritzt. Schuhe und Hosenbeine kriegen eine ordentliche Ladung ab. Und keine zwei Km vor dem Ziel - freies Feld - fängt es an, wie aus Kübeln zu schütten. Ich halte an einem dürren Bäumchen auf dem Sträßchen und wir kauern uns zusammen und warten die zehn Minuten Pisswetterschauer ab, um so ein Durchnässen zu verhindern. 

Aber wir kommen an. Wohlbehalten und zufrieden 👍

Nach dem Einchecken wird -wie immer- zuerst der Hund versorgt: Abdendfressen und Wasser bereitstellen, derweil wird unser Lager aufgebaut. Dann gibt es einen umfänglichen Spaziergang durch den angrenzenden schönen Wald mit einigen Arbeitsunterweisungen. Dann widme ich mich der Kontaktaufnahme und den guten Bezingesprächen mit vielen anderen Gleichgesinnten. Der Freitag Abend wird sehr kurzweilig und sehr lang.

Morgendliches Frühstück ...
Morgendliches Frühstück ...

Nach dem Morgenspaziergang gab's erstmal ein zünftiges Frühstück. Hundi im Hintergrund döst gemütlich, nachdem er als erster versorgt wurde. Ist doch logo!
Wichtige Erkenntnis: die Sonne lacht. Es ist ein Sonne-Wolkenmix und lässt eine wetterberuhigte Weiterfahrt erwarten.

Wieder abfahrbereit
Wieder abfahrbereit

Doch jetzt gilt es, sich wieder auf den Weg und das Fahren zu konzentrieren. Wir fahren so mickrig kleine Sträßchen, dass man meint, nicht in Deutschland zu sein. Wir streifen weitere Teile des urigen Saarlands, mal sind wir in Luxemburg, dann wieder in Deutschland und schließlich machen wir in Gentingen (Rheinland-Pfalz) eine ausgeprägte Brotzeit, einem Ochsenziemer für Nestor und Leckerei für Herrchen.

Dunkle Wolken begleiten uns über weite Strecken, es bleibt aber noch stabil. Wir haben nur noch 45 Km bis zum Ziel und fahren dann guter Dinge weiter.


Die Nachtruhe war prima & ruhig und regenfrei. Gespannfahrer sind ein ruhiges Völkchen mit viel Sinn für Technik, fahren & Natur.
Ich besuche einige Hersteller, die auch vertreten sind und erhalte einen interessanten Vorschlag für die Modifikation meines eigentlich noch neuen Gespanns; nämlich eine Abänderung am Beiwagen, damit der Hund sich auch während der Fahrt hinlegen und ausstrecken kann.

Zur Modifikation des Beiwagens gibt es später einen eigenen Beitrag.
Wir kosten den ganzen Samstag intensiv aus, ich diskutiere, was das Zeug hält, sehe und fotografiere viele Gespanne und technische Detaillösungen und bin immer wieder aufs Neue erstaunt, was die Leute zum Teil an irren Dreirädern kreiert haben. Und mein Hund macht alles so ruhig und diszipliniert mit 🐕‍🦺 👍

Erfahrungsgemäß ist der Sonntag immer großer Abreisetag. Der Samstag Abend ist dann im Festzelt Musik (keine Disco), Essen, Geplauder, Preisverleihung (ältester / jüngster Gespannfahrer, weiteste Anreise, originellster Gespannumbau). Immer eine schöne Krönung in angenehmer Atmosphäre.
Ich entscheide mich dennoch dazu, am sehr späten Nachmittag wieder aufzubrechen. Dem Hundi noch Festzelt zuzumuten, wo er schon die ganzen Tage durchgehalten hat, muss dann nicht sein.
Ich werde wieder zum Campingplatz Waldfrieden fahren, um meinem Hund eine kleine Sonntagswanderung zu gönnen und ich - das gebe ich zu, immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben habe, was meine Persenning betrifft. Aber der C-Platz ist wirklich günstig gelegen, die Reiseroute wunderschön und Hundi findet das super!

Die Rücktour zeigt sich von der sonnig-frischen Seite. Zuvor tobe ich mit Hund noch durch den Wald und Nestor geht im großen Badesee schwimmen. Die Fahrt bereitet wieder viel Vergnügen. Wir kommen am frühen Abend an "unserem" C-Platz im Waldfrieden an. 
Die Chefin erkennt mich wieder, strahlt mich an, um dann gleich ernst den Kopf zu schütteln, weil sie meine Frage ahnt. Aber ich sage, ich schaue bei meinem Spaziergang morgen nochmal, aber wir möchten erstmal wieder eine Nacht hier bleiben. Das findet sie natürlich gut.
So wird kurzerhand das Zelt unter vier großen Kiefern aufgebaut, es gibt für Hund & Herrchen was zu futtern und später gesellt sich noch ein netter Fachmann aus Polen dazu. Mit ihm kam ich zwei Tage zuvor schon mal ins Gespräch. Er baut als Selbständiger Windräder auf in Deutschland und anderen europäischen Ländern und lebt seit einigen Jahren in einem gepflegten unscheinbaren Kastenwagen als Camper. Dabei erkundet er vor allem sportiv mit seinem Rad die jeweiligen Regionen, wo er tätig ist, wenn er mal frei hat. Dabei essen wir gemeinsam und trinken zwei Bier. Es entwickelt sich ein hochinteressantes Gespräch um vielerlei; auch um die Windkrafttechnik, die nach seinen beruflichen Erfahrungen einen besseren Ruf in den Medien genießt, als sie tatsächlich sei.


Sonntag morgen nach dem Frühstück im "Waldfrieden"
Sonntag morgen nach dem Frühstück im "Waldfrieden"
Wiedersehen macht Freude!
Wiedersehen macht Freude!

Der Sonntag zeigt sich eine Note wetterstabiler als tags zuvor. Kurze Hunderunde, Futter für ihn, erster Kaffee für mich, dann ausgiebiges Frühstück, um schließlich nun die versprochene kleine Wanderung anzutreten. Zuvor werden unsere sieben Sachen noch gut abfahrbereit verstaut und unter die Dusche gehüpft.
Nach einigen Kilometern durch Wald und zwischen Feldern kehren wir zurück. Dabei sehen meine wachen Augen etwas Schwarzes im Grünen am Wegesrand. Ich denke, das gibt's doch nicht?! Ich entdecke tatsächlich meine verlorene Persenning wieder! Ganz unscheinbar. Ich kann es einfach nicht glauben. Dass ich sie bei meinem Suchmanöver zwei Tage zuvor nicht gefunden habe. Sie ist vom Kotflügel nach meiner Ausfahrt vom C-Platz auf der Geraden runtergerutscht und in den Büschen gelandet. Was für ein Glück! Das hat meine Tagesstimmung mächtig aufgehellt.

Und - Was lehrt mich die Geschicht'? Keine Ahnung. Vielleicht, dass man die Hoffnung nicht aufgeben soll? Nun denn. Stimmung besonders gut, Sonntag gut, Wetter gut, Rückfahrt gaaanz entspannt. Ein tolles langes Wochenende. Und die über 350 Km pro Strecke hat der weltbeste Hund mit Bravour gemeistert 👏
Abgesehen vom Verschwinden und Wiederauftauchen habe ich neben guten Gesprächen auch eine gute fachliche Diskussion mit Gespannbauer Mobitec gehabt, um die angedachte bauliche Anpassung des Seitenwagens für die optimale hundegerechte Mitfahrmöglichkeit / Beförderung zu erörtern. Bin mal gespannt, was sich draus machen lässt.
Impressionen unseres Trips aus dem Elsaß nach Luxemburg: siehe unten.


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